BA-ROCK & JAZZ

Harmonie(n) zwischen Barock und Moderne

Kirchen zählen nicht unbedingt zu den üblichen Konzerträumen für Jazz-Musiker – zu Unrecht, wie ein Konzert der besonderen Art unter dem Titel „BA-ROCK & JAZZ – Orgel, Vibraphon & Band“ bewies. Acht Jazz-Musiker aus dem Raum Frankfurt sowie die renommierte Sängerin Elizabeth Chayes Neimann gastierten bei Kantor Thomas Schermuly und boten gemeinsam ein, für einige Konzertbesucher sicher überraschend harmonisches Miteinander barocker, jazziger und folkloristischer Klangwelten. Mit geballter Professionalität und Spielfreude gestalteten die Musiker ein zweieinhalbstündiges ebenso kurzweiliges wie erlebnisreiches Programm, das in sieben musikalischen Bildern ein Kaleidoskop aus Altem und Neuem und mit einzelnen Uraufführungen auch bisher noch nie Gehörtes bereithielt. Bereits in der einleitenden Suite begegneten sich mit Werken von Boellmann, Koblinsky, Chopin, Porter, Romberg und Bach Komponisten aus fünf Jahrhunderten. Den Musikern gelang es, mit dieser Synthese aus Barock und Moderne, interpretiert aus der Sicht unseres gegenwärtigen Lebensgefühls, musikalisch zu überzeugen. Elemente aus Klassik, Pop, Jazz und Soul verbinden sich in den Kompositionen von Frank D. Koblinsky, der das Konzert gemeinsam mit Kantor Thomas Schermuly und dem Wiesbadener Kirchenmusiker Helmut Asmis initiiert hatte. Der Organist und Jazz-Musiker Koblinsky, der eine besondere Leidenschaft für das Vibraphon hat, verarbeitet in seinen Kompositionen strenge barocke Fugenarchitekturen ebenso selbstverständlich wie die Freiheiten von Jazzimprovisationen. Einen besonderen Höhepunkt bildeten im fünften Bild mit dem Titel „Alte und neue Musik unter Kreuz und Davidstern“ drei im Stil jiddischer Folklore vertonte Psalmen, authentisch und mitreißend dargeboten von Sängerin Elizabeth Chayes Neimann. Helmut Asmis, der durch das Programm führte, gelang es immer wieder, mit seinen überleitenden Worten ebenso informativ wie elegant zu verbinden, was für viele bisher nicht zusammen gehörte. Neben dem klaren Bekenntnis zu instrumentellem und kompositorischem Neuland waren sich die Macher des Konzerts aber auch der Freude des Zuhörers am Wiedererkennen bekannter Melodien bewusst. Was ist schließlich ein Konzert ohne Hits – und diese gab es zu allen Jahrhunderten und in allen musikalischen Stilrichtungen. Mit Bachs d-moll-Toccata, Gershwins Summertime und Charpentiers Te Deum mit der bekannten Eurovisionsmelodie kam das Publikum nicht zuletzt auch in dieser Hinsicht auf seine Kosten. Am Ende des Konzerts war man um viele lohnende musikalische Erfahrungen reicher. Bleibt zu hoffen, dass dieses außergewöhnliche Konzerterlebnis schon bald eine Fortsetzung erfahren wird.